Im Jahr 2008 wurde der „Verein zur Erhaltung des Krainer Steinschafes“, mit dem Ziel die Zucht und somit den Erhalt der vom Aussterben bedrohte Schafrasse zu fördern, ins Leben gerufen. In diesem Zusammenhang wurde das Projekt „Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf“ mit dem Ziel „vermarkten um zu erhalten“ initiiert, an dem auch Schafzüchter des Naturparks Südsteiermark teilnehmen.
Grundgedanken sind der Aufbau einer Erzeugergemeinschaft, die Erarbeitung strenger Qualitätsrichtlinien sowie eines Qualitätssicherungsprogrammes und einer Vermarktungsschiene für das Bio-Weidelamm „Krainer Steinschaf“. Die Beweidung ist dabei ein wichtiger Faktor, da damit sowohl die Qualität des Fleisches und die Tiergesundheit gesteigert werden als auch wichtige ökologische Arbeit damit geleistet wird. Durch die Schaffung einer Bio-Premium-Marke wird den Landwirten die Möglichkeit geboten, ein besonderes Produkt zu einem höheren Preis zu verkaufen. Das eröffnet interessante finanzielle Perspektiven für Voll- und Nebenerwerbsbetriebe, aber auch für interessierte Neu-Einsteiger. Durch eine gezielte Markenentwicklung wird das Bio-Weidelamm „Krainer Steinschaf“ von vornherein als qualitativ hochwertiges Produkt in einem höheren Preissegment positioniert.
Der Qualitätsmaßstab
Wesentliche Aspekte der hohen Qualität dieses Produktes sind
- die genetischen Voraussetzungen dieser Schafrasse
- die biologische Haltung
- die Weidehaltung und Fütterung nur mit Muttermilch und Grundfutter aus den Wiesen
- ein langsames Wachstum (Schlachtreife kann bis zu einem Alter von einem Jahr erreicht werden), was zu einer natürlichen Reifung des Fleisches führt
Nicht nur die Produktqualität, sondern auch die sogenannte „Prozessqualität“ dieser Art der Fleischproduktion ist ein wesentlicher und auch gesellschaftlich immer stärker beachteter Aspekt: Die artgerechte Tierhaltung ermöglicht den Tieren, ihre sozialen Bedürfnisse auszuleben. Die Lämmer leben in der Herde, werden von ihren Müttern aufgezogen und holen sich ihr Futter von den natürlichen Weiden sobald und solange es die Vegetation es zulässt. Der Verzicht auf Getreide in der Fütterung ist wiederkäuergerechter und zudem entsteht keine Konkurrenz zur menschlichen Ernährung – in Zeiten steigenden Hungers in der Welt eigentlich ein Muss. Weiters unterstützt die extensive Weidehaltung den Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und naturschutzrelevanter Wiesen.
Das Projekt
Im Rahmen des Projektes wurden die einzelnen Züchter zusammen gebracht, ihre Arbeit wurde/wird koordiniert und ihre Produktion auf ein einheitliches Niveau gebracht. Dazu wurden/werden Beratung, Schulung und Kontrolle für bestehende und neue Landwirte geboten und aktiv nach neuen Züchter/Produzenten gesucht.
Um diese Qualität zu gewährleisten, wurden strenge Qualitätsrichtlinien gemeinsam mit den Züchtern erarbeitet. Hauptaugenmerk lag darauf, sich durch die Art der Produktion vom bestehenden Bio-Lammfleischmarkt abzuheben, gleichzeitig aber auch den Züchtern wirtschaftlich machbare Bedingungen zu bieten. Sämtliche Mitglieder der Erzeugergemeinschaft verpflichten sich zur Einhaltung der Erzeugerrichtlinien, die die Grundlage für die hohe Qualität des Produktes sind. Die Einhaltung dieser strengen Vorgaben wird vom Qualitätssicherungsteam durch Schulungen, Beratungen sowie Kontrollen sichergestellt. Die wechselnde Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren ergibt sich u.a. auch daraus, dass Betrieben, die diese Qualitätsvorgaben nicht einhalten konnten oder wollten, die Teilnahme an diesem Qualitätsprogramm verwehrt wurde.
Den Züchtern entsteht durch die strengen Erzeugerrichtlinien mehr Arbeit mit den Tieren und auch mehr administrativer Aufwand. So muss jedes Tier, das zur Schlachtung kommt, regelmäßig geschoren und gewogen werden, in einem online-Meldesystem gemeldet, geprüft und zur Schlachtung freigegeben werden. Dieser Mehraufwand schlägt sich im Preis nieder. Die Bauern bekommen für ihr Produkt einen Preis, der höher als der „normale“ Bio-Preis ist, zudem konnte dieser Preis durch die Jahre auch in Zeiten, als der Lammfleischmarkt schlecht stand, gehalten werden.
Um auch die Schlachtung zu optimieren, stand einige Zeit ein mobiler Schlachthof in Überlegung, um den Tieren den Transportweg zu ersparen. Gespräche mit der Kammer für Land- und Forstwirtschaft zeigten, dass eher das Interesse darin liegt, bestehende Schlachthöfe auszulasten, und so wurden uns geringe Chancen bei der Zulassung in Aussicht gestellt. Telefongespräche mit Torill Malström, der Leiterin des Projektes „mobilslakt“ (der Kontakt entstand anlässlich der Wiener Freilandtagung, wo sie als Referentin anwesend war), brachten Informationen über Kosten, Nutzungsmöglichkeiten und Auslastung, diese zeigten, dass ein mobiler Schlachthof nur mit sehr hoher Auslastung wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben ist. Aus diesem Grund wurde diese Idee nicht weiter vorrangig behandelt.
Um den Züchtern die Philosophie und auch die Wirtschaftsweise näher zu bringen, entstand ein Team aus Qualitätssicherer, die durch Vor-Ort-Besuche die Züchter direkt in ihrer Arbeit unterstützten. Es galt gezielt die Bedingungen wie Weidequalität, Weidemanagement, Umgang mit den Tieren etc. je Betrieb zu prüfen und entsprechende Empfehlungen abzugeben. Exkursionen zu „Vorzeigebetrieben“ und reger Kontakt untereinander runden die Unterstützung ab. Den Mitgliedern wird außerdem der regelmäßige Besuch von einschlägigen Fachseminaren, Workshops und Veranstaltungen empfohlen, um die stetige Fortbildung zu gewährleisten. Zuletzt wurde ein regelmäßiger Stammtisch eingeführt, bei dem unter Leitung einer Fachfrau spezielle Fragen diskutiert und neuste Literatur sowie wissenschaftliche Fragen erörtert werden. Zudem gibt es regelmäßige Aussendungen über interessante Themen und Veranstaltungen die die Züchter betreffen. Durch diesen intensiven Kontakt mit den Züchtern ist es gelungen, einen sehr hohen Qualitätsstandard zu erzielen und auch zu halten.
Zurzeit hat die Erzeugergemeinschaft 29 Mitglieder, die alle mit hoher Qualität produzieren. Um die Produktion ausweiten zu können, ist geplant, in einer Pressekampagne wieder nach neuen Züchtern zu suchen.
Die Vermarktung
Ausschlaggebend für das Vorhaben aus unserer Vision ein Projekt zu entwickeln, war das große Interesse der Firma Schirnhofer GmbH, unser Produkt in ihr Angebot zu übernehmen.
Die Firma Schirnhofer verfügt über Know-How und Kontakte, die für einen Bauern oder eine kleine Erzeugergruppe nie möglich sind. Zudem hat die Firma Schirnhofer auch das entsprechende Engagement gezeigt, uns in jeder Phase zu unterstützen. Die Umsetzung der hohen Qualitätsstandards brauchte Wissen, Zeit und viel Beratung.
Die Vermarktung startete über zwei Schienen: Zum einen wurden ausgesuchte Gastronomiebetriebe in der Region beliefert, zum anderen Schirnhofer-Filialen.
Aufgrund zeitweiser Lieferschwierigkeiten, des Umstandes, dass das Krainer Steinschaf ein eher zartes Tier ist, was sich auch in den Portionsgrößen zeigt, sowie der Vorgabe ganze Tiere und nicht nur „Gustostücke“ abzunehmen, ließ das Interesse der Gastronomie zu wünschen übrig. Obwohl versucht wurde das Produkt über Culinarium Steiermark zu promoten, es sogar eine Kochschulung gab und den an der Veranstaltung der Firma Schirnhofer teilnehmenden Gastwirten auch Hintergrund-Info zum Produkt gegeben wurde, war die Nachfrage eher gering.
Großen Anklang und in den Medien auch öffentlichkeitswirksam dargestellt, fand das Produkt „Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf“ anlässlich der Lieferung für die Schi-WM in Schladming. Die Firma Schirnhofer war offizieller Produktpartner des Österreich-Hauses und kochte auch mit dem Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf.
In weiterer Folge zeigte auch die Firma Rewe (speziell Merkur), die von der Firma Schirnhofer beliefert wird, Interesse an unserem Produkt. Es wurde in ausgesuchten Märkten im Raum Wien angeboten. Die Öffentlichkeitsarbeit durch Teilnahme an der Fairtrade Messe stand ganz in diesem Zeichen.
Mitte 2013 trat die Bio-Schiene von Rewe, „Ja! Natürlich“, an uns heran und zeigte großes Interesse an unserer Produktphilosophie und unserer Produktionsweise sowie an der Vermarktung unseres Produktes. Zudem war „Ja! Natürlich“ von der professionellen Art und Weise unserer Qualitätssicherung und unserer Arbeit mit den Erzeugern überzeugt. Seither liefern wir regelmäßig und in steigenden Mengen in dieses Programm.
Erfolge
Das Krainer Steinschaf wurde von Slow Food International in die Reihe der Produkte “Arche des Geschmacks“ aufgenommen.Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ erarbeitet anhand der strengen Qualitätsrichtlinien des Projektes „Bio-Weidelamm Krainer Steinschaf“ internationale Tierwohlrichtlinien. Unsere Betriebe fungieren dabei als Referenzbetriebe. Nach Abschluss dieses Prozesses wird dies ein weiterer wichtiger Schritt in punkto Bewusstseinsbildung sein.
Als zusätzliches Vermarktungsargument erwarten wir das Vier Pfoten-Tierwohlsiegel, das sich an unseren Erzeugerrichtlinien orientiert und wofür wir Referenzbetriebe sind.
Veredelungsprodukte
Der Inhalt des Projektes ist primär die Vermarktung von Lammfleisch. Da sich nun immer mehr auch Altschafe auf den Betrieben befinden, wird auch die Erzeugung von Produkten aus diesen Tieren wirtschaftlich notwendig und interessant. Es laufen in Kooperation mit Fleischerbetrieben bereits seit längerer Zeit Versuche, verschiedene Wurstsorten zu produzieren. Vor allem Kabanossi, Bratwürste und Salami scheinen erfolgversprechend zu werden. Momentan übernimmt ein Hauptbetrieb die Organisation der Schlachtung sowie der Produktentwicklung. Zahlreiche Tests bei Konsumenten bezeugen auch diesen Produkten hohe Qualität. Interessant ist hier vor allem, dass es gelungen ist, Wurstwaren rein aus Schaffleisch, ohne die Zugabe von Schweinefett zu erzeugen.
Verschiedene Versuche der Verarbeitung von Krainer Steinschafwolle zeigen, dass diese Wolle in erster Linie für Produkte aus Nadelfilz wie Schuheinlagen, Vorhänge, Sitzpolster etc. verwendet werden kann. Da die Wolle eher grob ist, ist sie für Kleidungsstücke nicht so sehr geeignet. Interessant ist auch der Versuch, die Wolle des Krainer Steinschafes als Dünger in der Landwirtschaft zu verwenden. Es werden einerseits Pellets hergestellt, andererseits kann die Wolle auch direkt in den Boden eingearbeitet und starkzehrenden Gemüsearten als Dünger zugeführt werden. Hier laufen ebenfalls Versuche, die Nutzung wirtschaftlich zu machen.
Nähere Informationen finden sie unter : www.krainersteinschaf.at