Der Samenkönig und sein Reich

Franz Pschait ist nach langen Reisen wieder in seine schöne Heimat zurückgekehrt um etwas aufzubauen.
Franz Pschait ist nach langen Reisen wieder in seine schöne Heimat zurückgekehrt um etwas aufzubauen.
In seinem Buschenschank findet sich so mancher romantischer Platz zum verweilen.
In seinem Buschenschank findet sich so mancher romantischer Platz zum Verweilen.
Der Gastraum ist eher steirisch rustikal eingerichtet.
Der Gastraum ist eher steirisch rustikal eingerichtet. 
Wenn es passt greift Franz Pschait auch einmal zur Teufelsgeige und spielt groß auf.
Wenn es passt greift Franz Pschait auch einmal zur Teufelsgeige und spielt groß auf.

Wer regelmäßig an der Südsteirischen Weinstraße zu tun hat, kommt an ihm nicht vorbei. Direkt an der Weinstraße, gleich neben dem Weingut Brolli, residiert, ganz bescheiden mit eigener Buschenschank, der Samenkönig Franz Pschait. Auf den ungewöhnlichen Titel angesprochen lacht er: „Samenkönig. Das ist ein Name, den man sich merkt, oder?“

Wenn man den Samenkönig trifft, merkt man schnell, dass dieser Mann eine Geschichte zu erzählen hat. „Begonnen hat alles, als ich fünf Jahre alt war. Damals habe ich angefangen Kastanien zu rösten. Und weil die Leute das gemocht haben, habe ich sie schließlich auch verkauft“, schmunzelt er. Vor 20 Jahren habe er auch begonnen, Kürbiskerne und Maiskolben in die Röstpfanne zu legen. Damals eine echte Innovation. „Viele haben mich auch dafür belächelt“, erzählt Pschait. Später seien aber manche zu ihm gekommen und hätten von ihm gelernt.

Heute verarbeitet der Samenkönig rund 20.000 Kilogramm Kürbiskerne pro Jahr. „Ich lege Wert darauf, ausschließlich steirische Kerne zu verarbeiten“, weiß er. Das Öl und die gerösteten Kerne schickt er in die ganze Welt: „Gerade eben ist meine erste Lieferung nach Russland an einen Delikatessenhändler in Jekaterinburg fertig geworden. Ein bürokratischer Aufwand, der sich hoffentlich lohnt.“ Der Kunde von der deutschen Insel Sylt, dessen Lieferung auch versandfertig bereitliegt, hingegen ist schon ein Stammkunde: 480 kleine Flaschen Kürbiskernöl hat er diesmal bestellt. Es ist vor allem die gehobene Gastronomie, die auch außerhalb Österreichs auf Kürbiskernöl setzt. Auf die Idee, international Kernöl zu verkaufen, ist Pschait bei seinen Reisen gekommen. Vor allem Nordeuropa und Vorderasien hat er bei seinen Reisen besucht. „Reisen öffnet die Augen und man lernt, dass unsere Kultur nur eine von vielen ist“, erzählt Pschait und weiß, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen.

Irgendwann hätte es ihn aber zurück in die Heimat gezogen. „Ich bin hier geboren und hier aufgewachsen. Ich wollte dort wo ich zuhause bin etwas schaffen“, erzählt Pschait warum er nach Hause zurückgekehrt sei. So hat auch er dazu beigetragen, dass sich die Region über die Jahre enorm weiter entwickelt hat. „Die Qualität an der Weinstraße hat sich sehr gut entwickelt. Das hat auch sehr viel mit der tollen Ausbildung unserer jungen Weinbauern zu tun. Sie gehen nach Silberberg oder in andere Weinbauschulen und lernen dort, wie man richtig guten Wein macht“, ist Pschait überzeugt. Der Weinskandal habe dann sein übriges getan und gezeigt, dass man nur über Qualität zum Erfolg kommt.

Der Handel mit heimischen Spezialitäten ist aber nur ein Standbein des umtriebigen Südsteirers. In einer eigenen Buschenschank schenkt er Wein aus eigenem Anbau aus und begrüßt begeistert die Gäste. Manchmal holt Pschait dann auch seine Teufelsgeige heraus und gibt kroatische, slowenische und österreichische Volkslieder zum Besten. Pschait spricht fließend Slowenisch, denn seine Eltern sind vor Jahrzehnten ursprünglich als Knechte aus Slowenien gekommen und haben sich das Weingut mit wunderschöner Aussicht erst hart erarbeiten müssen. Ein Erbe, das der umtriebige Samenkönig zu schätzen weiß.

Ein Gedanke zu „Der Samenkönig und sein Reich

  • 24. Juli 2015 um 09:50
    Permalink

    Wie immer ein super Beitrag von Dir mit echtem “Mehrwert”!

Kommentare sind geschlossen.