Alles dreht sich um die Kastanie
Wenn der Herbst kommt gehört die Kastanie einfach dazu. Gerade erst reif geworden brutzelt sie schon am Grill und wird am besten mit Sturm verzehrt. Für Johann Thünauer schmecken sie am besten, wenn sie über Kastanienholz brutzeln. Nur so bekommt man die richtige Hitze zusammen, ist der Experte überzeugt.
Gerade im Herbst, wenn das Wetter kühler und die Nächte länger werden gehört die Edelkastanien genauso zur südsteirischen Kulinarik wie der Sturm. Abgefüllt in einem Zeitungsstanizel wärmen die „Kesten“, wie sie in der Steiermark genannt werden, nicht nur die Hände sondern schmecken so richtig herbstlich. Kein Wunder, dass sich in der Steiermark zu dieser Jahreszeit überall Stände finde, die die Kastanien abbraten. Die meisten Kastanien kommen aber aus Italien oder anderen südlichen Ländern. Früher war das anders, bis in die 80er Jahre konnte man besonders in der Südsteiermark die Kastanien einfach im Wald sammeln. Dann sind sie jedoch dem Kastanienrindenkrebs zum Opfer gefallen. Die Pilzkrankheit hat viele der Bäume im Wald dahingerafft indem der Pilz die Rinde angegriffen und die Triebe zum absterben gebracht hat.
Johann Thünauer hat vor 30 Jahren dieses Problem erkannt und auf dem Landesgut Remschnigg begonnen Kastanienbäume zu pflanzen. „Es hat eine Weile gedauert bis wir die passende Sorte gefunden haben. In einer Baumschule in Mellach sind wir schließlich fündig geworden“, erklärt Thünnauer. Dass die Kastanien die Leidenschaft von Johann Thünauer sind merkt man, wenn man sich mit ihm über dieses Thema unterhält. Obwohl er seit Mai in Pension ist, beschäftigt er sich nach wie vor mit der Kastanie und brät sie von Zeit zu Zeit in Arnfels.
Sensible Früchte
„Die Kastanien sind sehr sensible Früchte. Wenn man sie nicht richtig lagert können sie schnell wurmig werden“, warnt Thünauer. Viel länger als zwei Wochen halten unbehandelte Kastanien nicht. Die Haltbarkeit der italienischen Kastanien aus dem Supermarkt würde jedoch länger sein, da diese speziell behandelt seien. Auch die Kastanienbrater in Graz würden höchstwahrscheinlich ausländische Kastanien verkaufen, so Thünauer. In Österreich werden die Kastanien nämlich nur selten angebaut. „Das liegt auch daran, dass sie nur in der Steiermark und im Burgenland das richtige Klima dafür finden“, erklärt der passionierte Kastanienzüchter. Am besten würden die Kastanien übrigens auf dem Grill, idealerweise befeuert durch Kastanienholz. Das Holz würde nämlich sehr heiß und mit wenig Rauchentwicklung verbrennen. „Im Backofen bekommt es nur 250 Grad, das Kastanienholz erzeugt viel mehr Hitze“, weiß der Experte. Deshalb muss er bei seinem Kastanienofen die Früchte auch gar nicht anschneiden, die Schale springt von selbst auf. Zuhause müsse man sie jedoch mit einem Messer anschneiden. Die Kastanien sind aufgrund der Dürre im Sommer diesmal zwei Wochen später reif geworden. Die Kastanien vom Landesgut Remschnigg sind übrigens in der Weinbauschule Silberberg erhältlich. Man muss sich aber beeilen, denn die Nachfrage ist groß und die Ernte wird wohl bald schon verkauft sein. Nähere Informationen gibt es unter dieser Telefonnummer: 03452/82339-45