Der Wein in der Kirche
Der Wein spielt in der christlichen, wie auch in der jüdischen Religion eine zentrale Rolle. Nicht nur in einer Region wie der südsteirischen Weinstraße. Doch besonders dort spielt der Wein eine herausragende Rolle. Das zeigt nicht nur die Johannes-Weinsegnung am 27. Dezember, berichtet Pfarrer Werner Marterer aus Leutschach.
„Jesus hat dem Wein beim Abendmahl zum Zeichen seines Blutes erklärt und ihm damit eine herausragende Rolle in den christlichen Religionen verliehen“, weiß Werner Marterer, seit fünf Jahren Pfarrer in Leutschach und Arnfels. Schon im jüdischen Glauben hat der Wein eine besondere Rolle gespielt und dieser Stellenwert hat sich im Christentum noch weiter entwickelt.
„Der Wein steht in der Kirche auch für das Fest und ist ein Symbol für die Lebensfreude des Menschen“, erklärt Marterer. Nicht umsonst habe Jesus bei seinem ersten Wunder, das in der Bibel beschrieben wird, Wasser zu Wein verwandelt. Dabei galt Wein nicht von vornherein als edles Getränk. Vielmehr war Wein im Alltag üblich. Jeder hat Wein, wenn auch verdünnt, zum Essen getrunken und so hat er wohl auch Einzug in die heilige Schrift gefunden. Denn neben dem Wein nehmen auch andere alltägliche, für alle Gesellschaftsschichten verfügbare Lebensmittel eine große Rolle ein. Die Rede ist vom Brot, dem Fisch und dem Lamm.
Johannes-Weinsegnung als hoher Feiertag
An der südsteirischen Weinstrasse ist es aber vor allem der Wein, dem die herausragende Rolle zugesprochen wird. „Bevor ich nach Leutschach gekommen bin, war ich in Knittelfeld tätig. Auch dort gab es eine Johannes-Weinsegnung, sie war aber bei weitem nicht so gut besucht, wie in Leutschach. Hier an der Weinstraße ist der 27. Dezember ein hoher Feiertag, besonders für die Weinbauern. Jeder bringt eine Flasche mit in die Kirche, um sie segnen zu lassen“, freut sich Marterer. Er habe gehört, dass der gesegnete Wein wieder seinen Weg in die Fässer findet und damit den gesamten Weinbestand der Weinbauern segnet. Mit der Weinsegnung ist es aber an diesem Festtag nicht getan. Die Weinbauern treffen sich danach noch bei ausgewählten Weingütern zur Verkostung. „Das Fest dauert bis in die späten Abend. So groß habe ich das noch nirgendwo erlebt“, so Marterer.
Keine Urbanikirche
Aber auch außerhalb der Weinsegnung sind die Weinbauern eng mit der katholischen Kirche verbunden. Bei jeder Agape wird Wein ausgeschenkt und auch das Pfarrfest wird mit Weinspenden der Winzer bestritten. Gelagert werden diese Spenden im Keller des Pfarrhauses, der schon immer ein Weinkeller war. „Der Vorgänger meines Vorgängers hat nämlich noch selbst Wein angebaut und auch der Altpfarrer von Gamlitz war noch selbst Weinbauer“, weiß Marterer.
Umso interessanter ist es, dass keine Kirche in der Region dem Weinheiligen St. Urban gewidmet ist. Nichteinmal eine Statue oder ein Bild findet sich im der Leutschacher Kirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist. Für Pfarrer Werner Marterer ist das kein großer Verlust: „Dafür haben viele Weingüter eigene Urbanikapellen und Andachtsstellen.“
Südsteirischer Messwein
Der Messwein in Leutschach kommt übrigens aus der Region. Nur der Altpfarrer bevorzugt einen spanischen Muskateller, da dieser bekömmlicher sei. „Es ist dabei gar nicht so einfach einen geeigneten Messwein zu finden. Messwein darf nämlich nicht behandelt werden. Daher kommt eigentlich nur Bio-Wein in Frage“, erzählt Werner Marterer von seiner Weinsuche.