Zwergzebus an der Weinstraße [Tiervielfalt]
Im letzten Blog zur Tiervielfalt an der Südsteirsichen Weinstraße war ich bei den Wasserbüffeln am Weingut Mahorko. Diesmal geht’s „ab auf die Alm“ – ganz in die Nähe der Remschnigg Alm in Leutschach an der Weinstraße, wo die Zwegzebus der Familie Muster leben.
Sommersonnenschein – auch in Leutschach an der Weinstraße wird’s jetzt richtig heiß. Wer sich nicht im Freibad oder in der Heiligengeistklamm abkühlen will, dem kann ich einen Ausflug auf die Alm empfehlen. Ein angenehmer, leichter Wind und der Hofhund Bonny begrüßen mich, als ich beim Zebuhof Muster ankomme. Der erste Blick wandert auch schon über die wunderschön grünen und mit bunten Blumen übersäten Wiesen zur Zebuherde, die genüsslich grast. Hans Muster, der mit seiner Familie die Zwergzebus auf den Remschnigg gebracht hat, begrüßt mich herzlich.
„Wir waren mit der Situation am Mlichviehsektor unzufrieden, und so haben wir uns nach einer Alternative zur Michlviehaltung umgesehen“, erklärt mir Hans, während wir gemeinsam mit Christa, seiner Frau, Richtung Herde spazieren. Herausforderungen wie das steile Gelände und auch Klimaveränderungen wurden bei der Entscheidung für eine extensive Tierhaltung ebenso berücksichtigt wie das Wohl der Tiere und der Wunsch nach einer Rinderrasse. Durch einen Zeitungsartikel kam Hans auf die Zwergzebus: kleine, robuste Rinder, die aufmerksam, zäh, genügsam und trittsicher sind. Vor ziemlich genau 15 Jahren sind 42 Zebus auf den Remschnigg gezogen, mittlerweile leben gut 100 Stück am Zebuhof Muster . Obwohl die Tiere Menschen gegenüber eher auf Distanz gehen, kommt die Herde neugierig auf uns zu. Und ehe ich mich versehe, knabbert auch schon etwas an mir… „Schnappi, lass das!“ ermahnt Christa. Jedes der ausgewachsenen Tiere, die maximal 110 cm groß werden, wird persönlich und namentlich angesprochen. Und zu fast jedem Tier gibt es auch eine eigene Geschichte, wie mir Christa erzählt. Schnappi hat ihren Namen ja auch nicht von ungefähr…
Man merkt den beiden die Freude mit den Tieren wirklich an, und auch einige der Zebu-Damen sowie der Zuchtbulle Cornetto scheinen sich über den Weidenbesuch auch zu freuen. Sofort werden fleißig Streicheleinheiten eingefordert, und vieeeeel geschmust…
Es sei wichtig, eine Beziehung zu den Zebus aufzubauen, damit sie keine Angst haben oder gar flüchten, wie es ihr Instinkt vielleicht sagen würde, erklärt mir Christa. Ob das nicht schwer sei, sich dann von einem der Tiere zu trennen, wenn es geschlachtet wird? „Ja“, meint Hans, „vor allen bei den ersten Tieren war es schon schwer. Aber man muss hier den Unterschied zwischen Lebewesen und Lebensmittel bedenken.“ Mit einer Art Ritual bedankt er sich bei jedem einzelnen Tier vor der Schlachtung – ein Zeichen der Wertschätzung.
Es muss uns bewusst sein, dass wir Menschen die Tiere brauchen, nicht umgekehrt!
Zur Schlachtung kommen die männlichen Zebus, die weibliche Nachzucht wird verkauft – nicht nur innerhalb Österreichs, auch nach Ungarn, Slowenien und sogar bis an die ukrainische Grenze. Geschlachtet wird übrigens am eigenen Hof, in unregelmäßigen Abständen: „Das ist für die Tiere stressfrei und für unsere Kunden kein Problem. Es war zwar ein Lernprozess, aber sie schätzen die Qualität des Fleisches und sind auch bereit etwas darauf zu warten“. Was nicht direkt beim Endverbraucher landet kann als Rohschinken oder (Kürbis)Wurst beim Buschenschank Repolusk verkostet werden, oder Zebu-Köstlichkeiten bei Manuel Liepert (Liepert’s Kulinarium) oder beim Bioweingut TAUSS probieren. Das feinfaserige, zarte Fleisch sei nicht mir Rind zu vergleichen, etwas wild-ähnlich, aber doch anders. „Man merkt, dass die Tiere abgesehen von Salz keine zusätzliche Nahrungsergänzung bekommen – die Kräuter der Weiden kommen dem Fleisch zugute!“, meint Hans. Ganzjähriger Auslauf und Weidegang fördern die Fleischqualität ebenso.
Zwergzebus: kleine, robuste und leichte Landschaftspfleger, welche Biodiversität fördern und auch von ihr profitieren.
Wer Interesse am Zebuhof Muster hat, kann auf Vorbestellung Frischfleisch ab Hof und Rohschinken und Rohwürstl direkt im Hofladen beziehen.
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